Dreht die OPEC den Ölhahn weiter zu? Heizölpreise zum Wochenauftakt teurer

Die Preise für die beiden wichtigsten Ölsorten Brent und WTI sind am Freitag stiegen am Freitag um jeweils 4,1 Prozent. Damit erholten sie sich von einem Viermonatstief, auf das sie noch am Donnerstag gefallen waren. Trotz des für Ölinvestoren versöhnlichen Handelstages, blieb es auf Wochensicht immer noch ein bei einem Minus für die Ölpreise.

Es war damit die dritte Woche in Folge mit nachgebenden Notierungen an den Ölmärkten. Die Ölpreise für die Atlantiksorte Brent sind seit Ende September in der Spitze um über 20 Prozent von 98 Dollar auf etwa 79 Dollar pro Barrel zurückgegangen.

Quellen: OPEC könnte Ölangebot stärker reduzieren
Die Erholungsbewegung setzte am späten Freitag ein, nachdem drei Informanten aus dem Umfeld der OPEC+ der Nachrichtenagentur Reuters mitgeteilt hatten, dass das Kartell und seine Verbündeten bei seinem Treffen am 26. November über zusätzliche Kürzungen der Ölversorgung nachdenken wird. Eine OPEC+-Quelle, die nicht namentlich genannt werden wollte, äußerte, dass die bestehenden Drosselungen möglicherweise nicht ausreichen und die Gruppe bei ihrem Treffen wahrscheinlich analysieren wird, ob weitere Maßnahmen ergriffen werden können. Zwei weitere Informanten sagten, dass stärkere Kürzungen diskutiert werden könnten.

Commerzbank: Schmerzgrenze für Saudi-Arabien erreicht
Die Besorgnis über die Nachfrage und einen möglichen Überschuss im nächsten Jahr hat die Preise unter Druck gesetzt, trotz der Unterstützung durch die OPEC+-Kürzungen und den Konflikt im Nahen Osten. Mit dem Rückgang des Ölpreises auf 80 Dollar dürfte für Saudi-Arabien nach Ansicht der Rohstoffexperten der Commerzbank die „Schmerzgrenze“ erreicht sein. Ihrer Ansicht nach sollte das sich abzeichnende „Knapper für länger“ einen weiteren Preisrutsch verhindern.

Experten: Saudi-Arabien droht wirtschaftlicher Abschwung
Die OPEC+ hat kein Preisziel für ihr gefördertes Öl. Die Mitglieder sind vom Öl als wichtigster Einnahmequelle für ihre Länder abhängig. Analysten erklärten gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass die Verlängerung der saudi-arabischen Ölkürzungen das Risiko eines saudischen Wirtschaftsabschwungs in diesem Jahr erhöhe. Saudi-Arabien hat bei früheren Treffen wiederholt betont, dass es eine strikte Einhaltung der Kürzungen anstrebt, damit alle Mitglieder die Last der geringeren Produktion teilen.

Freiwillige Kürzungen bis Q1 2024
Saudi-Arabien, Russland und andere Mitglieder der OPEC+ haben bereits zugesagt, ihre Ölproduktion in einer Reihe von Schritten ab Ende 2022 um insgesamt 5,16 Millionen Barrel pro Tag oder etwa fünf Prozent der täglichen weltweiten Nachfrage zu kürzen. Die Kürzungen umfassen 3,66 Millionen Barrel pro Tag durch die OPEC+ und zusätzliche freiwillige Kürzungen durch Saudi-Arabien und Russland.

Auf der letzten Sitzung im Juni einigte sich die OPEC+ auf eine weitreichende Vereinbarung zur Begrenzung des Angebots bis 2024. Saudi-Arabien verpflichtete sich zu einer freiwilligen Produktionskürzung von einer Million Barrel pro Tag im Juli, die es inzwischen bis Ende 2023 verlängert hat. Zunehmend mehr Analysten gehen angesichts des jüngst erfolgen Preisabschlags davon aus, dass Saudi-Arabien die freiwillige Kürzung mindestens bis zum ersten Quartal 2024 beibehalten wird.

Nachdem die Notierungen für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, heute Morgen leicht anziehen, wirkt sich dieses Plus auch auf die Heizölpreise aus. Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet müssen je nach Region etwa +1,00 bis +1,60 Euro pro 100 Liter mehr bezahlen als noch zur Wochenmitte.

Quelle: www.futures-services.com