Kurzer Preisanstieg nach US-Bestandsdaten

Wie jede Woche gab das US-Energieministerium auch gestern wieder seine aktuellen Zahlen zu den Ölbeständen und der Nachfrageentwicklung des Landes bekannt. In Zeiten der coronabedingten Marktunsicherheit werden diese Daten meist als Indikatoren für die Entwicklung der Nachfrageerholung oder der Versorgungslage gesehen und nehmen so oft direkten Einfluss auf die börsengehandelten Rohölpreise. Gestern sorgte der Wochenbericht des Ministeriums für Preisanstiege, die jedoch recht kurzlebig blieben.

 

Ölbestände sind gesunken
In der letzten Woche sind die Ölbestände der USA laut Bericht des Energieministeriums gesunken. Nicht nur bei Rohöl wurden Abbauten verzeichnet sondern auch bei Benzin und Destillaten wie Heizöl. Im Frühjahr waren mit dem Einbruch der Nachfrage die Ölbestände weltweit immer stärker angewachsen und parallel dazu die Preise immer weiter abgerutscht. Die gestern gemeldeten Abbauten waren also von den Marktteilnehmern durchaus gerne gesehen und stützten die Ölpreise etwas.

 

Ebenso erfreut wurden die Daten zur Nachfrageentwicklung an den Ölbörsen aufgefasst. Seit Corona im Frühjahr für eine komplette Vollbremsung bei der globalen Wirtschaft gesorgt hatte, ist die Erholung der Nachfrage nach Öl und Ölprodukten das große Sorgenkind an den Märkten. Laut Bericht des US-Energieministeriums hat die Gesamtnachfrage in den USA in der letzten Woche um 1,4 Millionen Barrel zugenommen und liegt damit bei 18,4 Millionen Barrel am Tag (ein Barrel entspricht etwa 159 Litern). Erst im Vergleich zur Vorjahreswoche wird jedoch klar, wie sehr die Nachfrageerholung hinterherhinkt. 2019 betrug die Nachfrage in der dritten Septemberwoche 21,2 Millionen Barrel.

 

Stürme an der Golfküste beeinflussen Daten
Den Marktteilnehmern ist allerdings auch bewusst, dass die Daten des Ministeriums mit Vorsicht genossen werden müssen. Die US-Golfküste wird dieses Jahr von einer ungewöhnlich starken Sturmsaison heimgesucht. In den letzten Tagen und Wochen sind immer wieder Hurrikane und Tropenstürme über die Südküste der USA hinweggefegt. Viele Ölplattformen mussten evakuiert werden, Raffinerien in den Küstengebieten haben ihren Betrieb sicherheitshalber reduziert oder ganz eingestellt.

 

Die Bestandsdaten sorgten kurz nach ihrer Veröffentlichung gestern Nachmittag erst einmal für einen Kursanstieg an den Ölbörsen. Allerdings war dieser nur von kurzer Dauer. Das Damoklesschwert Corona-Pandemie schwebt wieder deutlich sichtbarer über den Köpfen der Marktteilnehmer und lässt sie vor Kaufentscheidungen zurückschrecken. Hinzu kommt die Skepsis bezüglich der Verzerrungen durch die Stürme der letzten Tage, so dass die Preissteigerungen nur von kurzer Dauer waren.

 

Ausblick
Da die kurzfristigen Kursanstiege an den Rohölbörsen sich nicht durchsetzen konnten, zeigen sich heute bei den Heizölpreisen im Bundesgebiet kaum Veränderungen. 100 Liter kosten heute im Vergleich zu gestern Vormittag etwa ±0,00 bis +0,20 Euro. 

Quelle: www.futures-services.com