Der starke Einbruch der Nachfrage auf Grund der Corona-Krise hat in den letzten Monaten zu einem massiven Überangebot an Rohöl und Ölprodukten geführt. Dies war auch ein maßgeblicher Grund für den großen Preisschock von April. Denn wo keine Käufer sind, ist auch kein Geschäft zu machen. Umso genauer beobachten die Marktteilnehmer alle Nachrichten zu Bestandsauf- oder Abbauten. Die gestern veröffentlichten Daten aus den USA sorgten allerdings für einen Stimmungsdämpfer an den Börsen.
US-Ölbestände unerwartet gestiegen
Am gestrigen Mittwoch Abend (wegen des Memorial Days in den USA am Montag mit einem Tag Verspätung) veröffentlichte das American Petroleum Institute (API) seine Daten zu den US-Ölbeständen. Gerechnet hatten Experten im Vorfeld mit einem leichten Rückgang bei Rohöl und Benzin, der eine steigende Nachfrage angezeigt hätte. Doch das Zahlenwerk sprach eine andere Sprache.
Mit Aufbauten bei Rohöl von stattlichen 8,7 Millionen Barrel (á 159 Liter) wurde Hoffnung auf einen Abbau des Überangebotes klar enttäuscht. Auch die gestiegenen Benzinvorräte (+1,1 Millionen Barrel) kommen überraschend, hatte man doch gedacht, dass mit den Lockerungen der Corona-Beschränkungen auch der Verkehr wieder in Fahrt kommt. Dementsprechend rutschten die Preise an den Ölbörsen gestern Abend etwas ab und der Aufwärtstrend der letzten Tage ist möglicherweise gebrochen.
Das API meldet einmal wöchentlich die Bestände an Rohöl, Benzin und Destillaten in den USA. In den letzten Wochen waren diese noch stärker als sonst in den Fokus gerückt. Auch in Vor-Corona-Zeiten waren die Bestandsdaten immer ein wichtiger Indikator an den Ölbörsen, denn sie geben Hinweise auf die Versorgungslage. Steigende Bestände deuten auf mögliche Überversorgung hin und senken damit die Preise, während sinkende Bestände den gegenteiligen Effekt haben.
Heute Abend veröffentlicht auch das US-Energieministerium detaillierte Zahlen zu den Ölbeständen des Landes. Diese folgen immer einen Tag nach dem API und sind oft etwas aussagekräftiger, da sie mehr Faktoren berücksichtigen. So bezieht das Energieministerium auch die Importe und Exporte mit ein. Sollte aber der große Aufbau bestätigt werden, so dürften die Preise wieder klar unter Druck kommen.
Ausblick
Mit den gesunkenen Rohölpreisen ist auch Heizöl im Inland wieder etwas günstiger zu haben. Für 100 Liter ist mit Abschlägen zwischen -0,95 bis -1,15 Euro im Vergleich zu gestern morgen zu rechnen.
Quelle: www.futures-services.com