Knappe Versorgungslage sorgt wieder für hohe Preise

Die börsengehandelten Rohölpreise sind nach dem kurzen Ausflug vom Wochenende nun wieder zurück auf den hohen Niveaus der letzten Wochen. Daran konnte gestern selbst der Bericht des American Petroleum Institute zu den US Ölbeständen nichts ändern, obwohl die gemeldeten Aufbauten bei Rohöl eigentlich für fallende Preise sprechen. Die knappe Versorgungslage überlagert alle preissenkenden Faktoren.

 

US Ölbestände wirken sich kaum auf Ölpreise aus

Wie jede Woche veröffentlichte das American Petroleum Institute API auch gestern seine Daten zu den Ölbeständen in den Vereinigten Staaten. Darin werden sowohl die Rohölbestände als auch Destillate und Benzin berücksichtigt. Für die Marktteilnehmer sind diese wöchentlichen Daten oft von großem Interesse, denn sie werden als Indikatoren für Kauf- oder Verkaufsentscheidungen gesehen.

 

Die gestern veröffentlichten Zahlen zeichneten jedoch kein einheitliches Bild. Bei den Produktbeständen wurden sowohl bei Destillaten als auch bei Benzin starke Abbauten gemeldet, die die Preisniveaus an den Börsen stützen. Dafür sind jedoch die Mengen bei Rohöl unerwartet angestiegen, was wiederum Preissenkungen begünstigt.

 

Somit blieb der API Bericht gestern ohne stärkere Auswirkung auf die Ölpreise. Die Marktteilnehmer erwarten heute den Bericht des US Energieministeriums DOE, welcher ebenfalls wöchentlich erscheint. Er ist aber oft aussagekräftiger, da er mehr Details enthält und im Ganzen mehr Daten verwertet.

 

Marktlage bleibt knapp

Egal wie trübe die Aussichten für das Wirtschaftswachstum auch sein mögen, die Ölpreise halten sich schon seit längerem konsequent auf hohem Niveau – sieht man einmal von kleineren Ausreißern nach unten ab. Die strikten Kürzungen der OPEC und ihrer Partner und auch die US Sanktionen gegen den Iran und Venezuela stützen die Preise effektiv. Ein weitreichende Stromausfall in Venezuela, der zweite innerhalb von drei Wochen, tat gestern sein Übriges.

 

Allerdings werden die OPEC Kürzungen aller Voraussicht nach im Juni enden und in den USA werden im Laufe des Jahres mehrere Pipelines fertiggestellt, mit denen in der zweiten Jahreshälfte mehr Rohöl gefördert und auch an die Exporthäfen im Süden der USA gebracht werden können. Das Schieferöl dürfte somit schon bald schneller und vor allem günstiger den Weltmarkt erreichen und sorgt somit für Preisabschläge bei Rohöllieferungen in der Zukunft.

 

Diese Voraussetzungen haben dafür gesorgt, dass an den Ölbörsen momentan Kontrakte mit kurzer Lieferzeit teurer sind als solche, die in der Zukunft liegen. So wurde der Kontrakt der Nordseesorte Brent für Mai gestern Abend bei 68 Dollar gehandelt, der Dezemberkontrakt lag bei 66,05 Dollar. Finanzexperten sprechen von einer Backwardation-Konstellation, die ein sicheres Indiz für eine knappere Marktlage ist.

 

Es könnte also durchaus sein, dass die Preise erst noch etwas weiter ansteigen werden, bevor sie dann möglicherweise in der zweiten Jahreshälfte wieder nach unten gehen. Davon geht zumindest Analyst Jeffrey Currie von der Investmentbank Goldman Sachs aus. Er rechnet damit, dass die neuen Produktionsmengen aus den USA den Markt über die kommenden Jahren nachhaltig verändern werden.

 

Heizölpreise gehen nach oben

Auch im Inland muss heute mit Preisaufschlägen gerechnet werden, da der Euro gegenüber dem Dollar an Wert verloren hat. Dies macht in Dollar gehandeltes Rohöl im Euroraum teurer und wirkt sich somit auf die Heizölpreise aus. Für 100 Liter zahlen Verbraucher heute etwa +0,20 bis +0,30 Euro mehr als gestern.

Quelle: www.futures-services.com